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Qualitätsmanagement in der Kriminalprävention
 

Zusammenfassung

Hintergrund

Die vielfältigen Aspekte von Qualität spielen in der Praxis der Kriminalprävention immer noch eine untergeordnete Rolle. Qualitätskriterien zur Planung, Durchführung und Bewertung von kriminalpräventiven Projekten sind bislang kaum vorhanden. Der fachliche Austausch zu diesem Themenkomplex befindet sich national wie europaweit in den Anfängen. Auch angesichts der Situation öffentlicher Haushalte wird sich alles kriminalpräventive Handeln in Zukunft  - noch stärker als bisher - an Effektivität, Effizienz und Wirksamkeit messen lassen müssen. Dies wird langfristig nur erzielt, wenn sich eine Orientierung an einer evidence based crime prevention etabliert.

Ziele

Zentrales Ziel des Beccaria-Projekts ist es, einen Beitrag zur Verbesserung bzw. kontinuierlichen Weiterentwicklung der Qualitätsorientierung in der Kriminalprävention zu leisten. Dazu gehören einerseits die Implementierung von Qualitätsmanagement (Planung, Steuerung, Verbesserung etc) und andererseits der Abbau von Vorbehalten gegen Verfahren der Qualitätssicherung durch Evaluation.

Zielgruppe

Der Zugang zu den Arbeitsergebnissen des Beccaria-Projekts ist derartig gestaltet, dass sie europaweit in englischer und deutscher Sprache über die Beccaria-Homepage www.beccaria.de allen Akteuren (Praktikern, Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern, etc.) in der Kriminalprävention zur Verfügung stehen.

Maßnahmen und Ergebnisse

Innerhalb des Beccaria-Projekts sind vielfältige Maßnahmen entwickelt worden, die Akteure mit dem grundlegenden Handwerkzeug zur Umsetzung von mehr Qualität ausstatten. Dieses Werkzeug trägt zu dem erforderlichen Know-How und einer Kompetenzverbesserung bei.


1. Europäische Beccaria-Konferenz vom 20.-22. Januar 2005 in Hannover

Den internationalen Erfahrungsaustausch zwischen europäischen Praktikern und Wissenschaftlern über das Thema „Qualität in der Kriminalprävention“ fördern und - im Sinne von Benchmarking - europaweit von anderen lernen, zählten zu den definierten Zielen der 1. Beccaria-Konferenz. Der Titel dieser Konferenz lautete „Visionen einer besseren Qualität in der Kriminalprävention“. Alle Vorträge der renommierten Referenten beschäftigten sich mit dem Thema „Qualität und Evaluation“. Einigkeit bestand darin, dass Kriminalprävention wissens- und nachweisbasiert sein sollte und die empirische Wirksamkeit der Projekte zu belegen ist. Vorträge der Referenten sowie Beiträge der Kooperationspartner sind publiziert in: Marks / Meyer / Linssen (Hrsg.): „Quality in Crime Prevention“, Hannover, 2005


Glossar (deutsch /englisch)

Das Internet-Glossar mit Definitionen verschiedener Präventionsbegriffe ist ein Beitrag zur europaweiten Verständigung durch eine einheitliche Präventionsterminologie. Die noch ausbaufähige Datenbank samt Abfragemöglichkeiten ist online unter www.beccaria.de abrufbar.


Hilfe zur Fremdhilfe - Internet-Evaluationsagentur (deutsch / englisch)

Die Internet Evaluationsagentur unter www.beccaria.de ist eine Kontaktbörse, die Wissenschaft und Präventionspraxis vernetzt. Sie soll kriminalpräventiven Akteuren Unterstützung und professionelle Hilfe bei Fragen zu Konzeption, Selbstevaluation und Fremdevaluation vermitteln. Die Suche in der Online - Datenbank erfolgt nach verschiedenen Kriterien. Anbieter entsprechender Dienstleistungen können über ein Passwort einen Eintrag vornehmen und Angebote sowie ein Kompetenzprofil eingeben. Das Angebot der Agentur ist international nutzbar. Die Eintrags- und Abfrageseiten sind in Deutsch und Englisch zugänglich.


Hilfe zur Selbsthilfe - Beccaria-Standards zur Qualitätssicherung kriminalpräventiver Projekte

Standards als Maßstab zur Überprüfung der Projektplanung und -durchführung sind ein erster Schritt auf dem Weg zu Wirkungsüberprüfungen kriminalpräventiver Projekte und zu verstärkter Qualitätsorientierung. Die Beccaria-Standards umfassen Maßgaben und Anforderungen an die Qualität der Planung, Durchführung und Bewertung kriminalpräventiver Programme und Projekte. Sie bieten Entwicklern, Akteuren und anderen Verantwortungsträgern in der Kriminalprävention einen Leitfaden für die Qualitätssicherung ihres kriminalpräventiven Handelns. Sie sollen gewährleisten, dass sich die Planung, Durchführung und Überprüfung kriminalpräventiver Projekte an den in Wissenschaft und Literatur genannten Qualitätskriterien orientiert; Projekte grundsätzlich so konzipiert werden, dass sie evaluierbar sind und wissenschaftliche Experten, Gutachter, Auftrag- und Geldgeber (bei Projektanträgen) über eine fachliche Grundlage zur Einschätzung der Projektqualität verfügen. Die Beccaria-Standards sind ein Entwurf für eine gemeinsame Vorgehensweise zur Planung, Durchführung und Bewertung kriminalpräventiver Projekte in Europa. Eine vereinheitliche Herangehensweise im europäischen Kontext schafft die Grundlage für einen systematischen Austausch von Erkenntnissen und Erfahrungen; ermöglicht einen standardisierten Vergleich zwischen Staaten; schafft die Voraussetzung für die Identifizierung von Best-Practice-Projekten; stellt den effizienten Einsatz von Mitteln sicher und könnte auch in Entscheidungsprozessen einen Niederschlag finden.


Öffentlichkeitsarbeit durch Internet - Auftritt, Veranstaltungen und Publikationen

Der Wiedererkennungswert des Projektes ist durch ein eigenes Beccaria-Logo und eine Beccaria-Website gewährleistet. Die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts umfasst Fachvorträge auf nationalen wie internationalen Tagungen, Arbeitsgruppensitzungen sowie diverse Artikel in Fachzeitschriften.


Messbarkeit und Effekte

Die entscheidenden Vorteile der entwickelten Instrumente liegen darin, dass sie für alle Akteure europaweit zugänglich sind. Sie stehen – auch nach der Projektlaufzeit - in deutscher und englischer Sprache, sowohl im Printformat als auch auf der Homepage, allen Interessierten zur Verfügung. Somit lassen sich die Arbeitsergebnisse im europäischen Raum austauschen und nutzbar machen. Die Weiterführung der Aktivitäten, der künftige Austausch und Verbreitung dessen, garantiert eine Nachhaltigkeit der Ergebnisse. Durch die interdisziplinäre und europäische Beteiligung ist gewährleistet, dass die Arbeitsergebnisse bedarfsorientiert, zugleich anwendungsbezogen und europaweit ausgerichtet sind.

Selbstverständlich wurde im Beccaria-Projekt eine interne Evaluation durchgeführt sowie eine externe Evaluation in Auftrag gegeben. Die bei den Zielgruppen auftretenden Resultate bzw. Veränderungen, die mit den Aktivitäten des Beccaria-Projekts intendiert waren (veränderte Einstellungen - mehr Qualitätsbewusstsein; verändertes Verhalten - mehr Qualitätsorientierung; mehr Know-How bei den Merkmalsträgern), erschließen sich bei mittel- und langfristiger Betrachtung. Sie können erst gemessen werden, wenn die jeweiligen Maßnahmen schon über einen längeren Zeitraum implementiert sind. Um Veränderungen bei den Zielgruppen (Outcomes) ursächlich auf das Beccaria-Projekt und seine Aktivitäten zurückzuführen zu können, wären Outcome-Messungen (2006 / 2007) wünschenswert.